Noch auf der Suche nach Ferienlektüre? Wir haben einige Buchtipps zusammengestellt. Es geht um Musiker, Technologie-Sprünge, Informationskontrolle, fliegende Autos und vieles mehr.
Prince: The Man and His Music
Matt Thorne (aktualisierte Taschenbuchausgabe, Agate Bolden, 2016)
Seit der kürzlich verstorbene Prince 1984 mit „Purple Rain“ zum Weltstar aufstieg, sind über zehn Biografien erschienen. Zuletzt diese hier – die beste von allen. Der Musikjournalist Matt Thorne orientiert sich nah an Prince’ Songs und Texten: wann sie entstanden, was sie erzählen. Das wird Prince’ Genius gerecht, er war schüchtern, aber musikalisch intelligent, empathisch und facettenreich. Ein akribisch recherchiertes, brillantes Buch über eine streitbare, inspirierende Pop-Ikone.
Henry Steinhau
Vernetzt. Zur Entstehung der Netzwerkgesellschaft
Clemens Apprich (Print oder E-Book, Transcript Verlag, 2015)
Die Fundamente der heutigen Netzwerkgesellschaft wurden in den 1990er Jahren gelegt – und sind heute fast vergessen. Der Medienwissenschaftler Clemens Apprich zeichnet die Ideen, Theorien und Diskussionen nach, die das Aufkommen des Internets begleitet haben. Daneben beschreibt er die Projekte, die mit viel Zukunftseuphorie angefangen haben, die Welt, in der wir heute leben, zu formen. Ein Blick zurück in eine optimistischere Zukunft.
Valie Djordjevic
Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat
Robert Darnton (Hardcover oder E-Book, Random House, 2016)
Zensoren: Was denken die sich eigentlich? Wie gehen sie vor? Der Historiker Robert Darnton sagt: Oft haben sie so eng mit Autoren zusammengearbeitet, dass sie nahezu Mit-Urheber geworden sind, etwa im absolutistischen Frankreich. Einige sahen sich als „Ermöglicher“. Auch in der DDR entstanden viele Werke in einem kollaborativen Prozess zwischen Autor und Zensor. Darnton will zu einfach gestrickte Ideen über Zensur überwinden, um sie besser zu verstehen. Das gelingt ihm gut lesbar.
David Pachali
Mr. Penumbra’s 24-Hour Bookstore
Robin Sloan (Taschenbuch oder E-Book, Macmillan, 2012)
Mr. Penumbra’s 24-Hour Bookstore: ein verstaubter Buchladen, der schrullige Leser anzieht. Ein mysteriöses Rätsel. Und die geballte Power aller Google-Datenzentren, um dieses Geheimnis aufzuklären. Das ist die Mischung aus der dieser Plot gemixt ist. Keine hohe Literatur, aber unterhaltsam. Obwohl zuerst 2012 erschienen noch immer aktuell.
Claus Hesseling
Das Recht auf Faulheit
Paul Lafargue (gebundene Neuausgabe, Laika-Verlag, 2014 oder via archive.org)
Im Jahr 1880 wagte der Anarchist Paul Lafargue eine steile These: Aufgrund der technologischen Entwicklungen der vorherigen Jahrzehnte müssten bei einer fairen Wohlstandsverteilung nur noch drei Stunden Arbeit am Tag locker ausreichen. Heute sind wir einige Technologie-Sprünge weiter, doch vom Drei-Stunden-Tag noch weit entfernt. Lafargues Analyse ist deswegen aktueller, befreiender und erhellender denn je. In der Neuausgabe mit einem klugen Vorwort des Verteilungs-Soziologen Stephan Lessenich.
Stefan Mey
Story: Now. Ein Handbuch für digitales Erzählen
Medien-Netzwerk Bayern (Gebundene Ausgabe oder E-Book, Mixtvision, 2016)
Als Schlüsselbegriff für digitales Erzählen gilt heute „Transmedia“: eine Geschichte über mehrere Medien hinweg entfalten, dabei inhaltlich miteinander verknüpfen und komplementär wachsen lassen. Wie man dafür eine Erzählwelt, beispielsweise einer TV-Serie, mit einem Onlinespiel erweitert, einen Film oder einen Werbespot mit Apps und Webseiten begleitet, das vermitteln 29 Beiträge, Interviews und Fallstudien dieses Handbuchs anschaulich und pragmatisch.
Henry Steinhau
Kultur der Digitalität
Felix Stalder (Taschenbuch oder E-Book, Suhrkamp, 2016)
Dieses Buch liest man wahrscheinlich eher nicht am Strand, sondern mit dem Bleistift oder der Markieren-Funktion im Anschlag. Denn es steht „Edition Suhrkamp“ darauf. Aber wer sich dafür interessiert, wie die digitale Kultur unsere Gesellschaft prägt und umgekehrt, findet darin eine Analyse mit vielgestaltigerem Blick als die vielen Untergangs -oder Heilspropheten zur Digitalisierung, welche sich in Buchhandlungen stapeln.
David Pachali
Ghost Fleet. A Novel of the Next World War
P.W. Singer und August Cole (Taschenbuch oder E-Book, Houghton Mifflin Harcourt, 2016)
Der Kriegsroman „Ghost Fleet“ wurde von zwei amerikanischen Verteidigungsexperten geschrieben. Sie erzählen darin von nichts geringerem als dem dritten Weltkrieg. Alle Kriegstechnologien im Roman existieren tatsächlich und sind nicht allein der Fantasie der Autoren entsprungen. Ein bisweilen beängstigendes Schaulaufen der modernsten Tötungsmaschinen und Softwareprogramme.
Eike Gräf
The Utopia of Rules. On Technology, Stupidity, and the Secret Joys of Bureaucracy
David Graeber (Taschenbuch oder E-Book, Melville House, 2016)
Fliegende Autos. Wo sind eigentlich unsere fliegenden Autos? In jeder Zukunftsvision kommen sie vor, Jahrzehnte schon werden sie uns in Filmen und Büchern großspurig versprochen. Der Anthropologe David Graeber lamentiert in seinem neuen Buch auch über diese „geheime Schande“. Daneben geht es um Bürokratie und wie sie unser Leben durchsetzt. Und im Anhang nimmt der Autor Christopher Nolans schrecklichen Batman-Streifen „The Dark Knight“ wütend auseinander.
Khesrau Behroz